Ausgabe 08 vom 26. Februar 2023
Es ist schon irre! Da riskieren junge Leute Strafverfahren, Beschimpfungen und körperliche Bedrohungen wegen ihrer Aktionen für eine Verkehrswende. Ihr Mut und ihr Engagement sind beachtenswert – wenn auch hinsichtlich der Effektivität der Aktionen sehr umstritten.
Wir fragen uns: „Gibt es eigentlich in Wuppertal – speziell in Ronsdorf – keine jungen Leute, die ähnlich mutig und engagiert eine Verkehrswende fordern?“
Hier in Ronsdorf spielt sich seit Jahren schon ein zäher politischer Kampf um die Verhinderung eines gigantomanischen und autofixierten Straßenbauprojektes ab: Eine sechsspurige Straße wird den Stadtteil durchschneiden, um dann in späteren Bauabschnitten als Autobahn den Autobahnring um Wuppertal zu schließen.
Dagegen hat sich seit Jahren Widerstand formiert. Doch diese Initiative hat ein Problem: Die Menschen, die hier zur Zeit überwiegend aktiv sind, erfreuen sich höheren Alters. Anders gesagt, junge Menschen und Familien, die die Folgen dieser anachronistischen Autopolitik in Zukunft zu ertragen haben, beteiligen sich zu wenig. Was kann der Grund dafür sein?
Wer mit der Schwebebahn nach Vohwinkel fährt, kann in Sonnborn sehen, welche Folgen eine Verkehrspolitik hat, nach der das Auto das Maß aller Dinge ist. Der Stadtteil Sonnborn wurde von der Autobahn brutal zerschnitten.
Vielleicht ist es diese Erfahrung, die vorwiegend ältere Menschen dazu gebracht hat, sich gegen den Autobahnbau durch Ronsdorf zu engagieren.
Damals in den 70ern lief das Verfahren so ab: Eine Landstraße wurde hochgestuft zur Bundesstraße (B 326) und nach einiger Zeit zur A 46 umgewidmet (heute bekannt aus unzähligen Staumeldungen). So ähnlich ist der Autobahnbau durch Ronsdorf auch geplant: zuerst Landesstraße L 419 dann Bundesstraße und schließlich Autobahn.
Vielleicht sollte die Initiative „Keine Autobahn durch Ronsdorf“ gezielt junge Leute und Familien mit Kindern zu einer kostenlosen Sightseeingfahrt mit der Schwebebahn nach Vohwinkel einladen. Es ist zu hoffen, dass der Blick auf Sonnborn auch bislang unengagierten jungen Menschen und Familien zu neuen Einsichten verhilft.
Eines ist sicher: Wenn nach den jetzigen Plänen in Ronsdorf gebaut wird, entsteht auf jeden Fall zwischen den 6 bis 8 m hohen Lärmschutzwänden ganz viel Straßenfläche zum Festkleben.
Lilo Beckamp
und Klaus Leuchter
W.-Ronsdorf/Remscheid