Ausgabe 06 vom 9. Februar 2025
Heyho zurück und vielen Dank für den Leserbrief „Abschiebetickets“, den ich an vielen Stellen unterschreiben kann. Zu zwei Aspekten möchte ich meinen Senf dazugeben:
Die von euch angesprochenen Personen „mit Migrationshintergrund“ stehen nach meiner Wahrnehmung in unserer Gesellschaft überhaupt nicht in der Kritik (völlig verbohrte Rechtsextreme und Rassisten nehme ich hier jetzt mal aus). Sie sind schließlich das Paradebeispiel dafür, dass Integration (die immer ein beiderseitiges Bemühen erfordert) gelingen kann. Eine verträgliche und erfolgreiche Migration hängt aber auch mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen den Menschen zusammen, die in einem Land leben, die Landessprache sprechen und dessen Werte und Kultur respektieren und denen, die hinzukommen. Wenn viele Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland kommen und hier auf „ihre Community“ treffen, erschwert dies die Integration, weil sie in „ihrer Blase“ bleiben und überhaupt keinen Bedarf dafür verspüren. Hinzu kommt, dass die hier lebenden Menschen sich mit ihrem Anteil an Integration irgendwann überfordert fühlen. Insoweit bin ich schon der Meinung, dass Migration nicht unbegrenzt möglich sein kann. Ich glaube allerdings nicht, dass die AfD oder der wilde Aktionismus der CDU hierauf die richtige Antwort ist. Hierfür braucht es vielmehr europäische Lösungen in Form einer verbindlichen Verteilquote und dafür braucht es ein stärkeres Europa, in dem sich nicht einzelne Staaten aus ihrer Verpflichtung, Asylsuchende aufzunehmen, ausklinken können. Darüber hinaus fehlt mir auch ein konkreter Plan oder wenigstens eine differenzierte Diskussion dazu, wieviel Migration in Form von Geflüchteten Deutschland stemmen kann und wieviel (gezielte) Fachkräfteeinwanderung Deutschland benötigt. Das sind ja zwei völlig unterschiedliche Ansätze. Die einen kommen ungefragt und Staat und Gesellschaft müssen (wenn ein Aufenthaltsrecht besteht) schauen, wie diese Personen einen sinnvollen Beitrag zu unserer Gesellschaft und Wirtschaft leisten können. Die anderen werden gezielt angeworben, weil für sie ein konkreter Bedarf besteht, der ohne sie nicht gedeckt werden kann. Hier würde ich mir mehr Transparenz darüber wünschen, was politisch eigentlich gewollt ist.
Ich sehe mich politisch weder rechts noch links. Ich halte mich für weltoffen und tolerant. In meiner Schulzeit zählten ein Portugiese, ein Halbspanier und ein Italiener zu meinem Freundeskreis. In meinem Job habe ich tolle Kollegen mit türkischen, ukrainischen und polnischen Wurzeln. Alles wunderbar – ich bin dankbar dafür, durch sie über meinen „deutschen Tellerrand“ hinausblicken zu können. Wenn ich aber in deutschen Innenstädten nicht nur vereinzelt Geschäftslokale mit Leuchtreklame in arabischer Schrift und vollverschleierte Frauen sehe, kann ich die als „Überfremdung“ geäußerte Sorge vieler Menschen verstehen. Ich finde das ist ein Zeichen von Abschottung und damit gerade das Gegenteil eines Bemühens um Integration.
Richtig problematisch wird es aber doch dann, wenn wir es mit Personen zu tun bekommen, die die „Komfortzone Deutschland“ aufsuchen und hier straffällig werden (ggf. sogar wiederholt) und im schlimmsten Fall sogar Menschen töten. Ich glaube, dass man das unabhängig davon, welchem politischen Spektrum man sich zuordnet, nicht gut heißen kann. Und sollten wir den Umgang mit diesen Personen nicht umgehend optimieren? Ich denke, dass das eine Diskussion sein kann, die unsere Gesellschaft nicht spalten muss (denn im Ziel – Kriminalität und Gewalt zu verhindern – sind wir doch alle vereint, nur was den Weg dahin angeht, gibt es verschiedene Vorstellungen). Deshalb mein Appell: Lasst euch nicht in „die Rechten“ und „die Linken“ spalten. Meistens gibt es statt einem „entweder/oder“ auch ein „sowohl/als auch“ und das ist oft die bessere Lösung.
Und noch eine Anmerkung zum Begriff „rechts“. Politisch „rechts“ zu sein, bedeutet doch erst einmal nur, dass man konservativ eingestellt ist, Ordnung für einen wichtig ist, Veränderungen eher skeptisch gegenübersteht, vieles gern durch Vorschriften geregelt sieht und ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat. Was ist daran schlimm? Deutlich davon abzugrenzen sind die Begriffe „rechtsextrem“ und „rechtsradikal“. Letztere Gesinnung ist sicher gemeint, wenn mal wieder „gegen rechts und für bunte Vielfalt“ demonstriert wird. Mir sind diese Schlagworte jedoch zu schwarz/weiß (oder soll ich sagen zu braun/regenbogenfarben?). Ich würde mir wünschen, dass wir uns alle mehr auf unsere Gemeinsamkeiten konzentrieren, besinnen und dadurch Verbesserungen anstoßen.
Frank Wick
Haledonstr. 24 · Ronsdorf