Leserbrief

L419: Klage als Hilferuf

Ausgabe 03 vom 22. Januar 2023

Wer auf der L419 im Stau steht, wünscht sich freie Fahrt. Nachvollziehbar. Eine breite Straße, autobahnähnlich ausgebaut, scheint des Staus schnelle Lösung. So zeigt es die Planunterlage, welche nach Willen des Landesbedarfsplans vordinglich umgesetzt wird.
Eine solche Investition hält viele Jahre. Wir Menschen werden, nachdem Teer und Beton gegossen sind, einige Jahrzehnte mit dem Bauwerk leben müssen.
Es geht also um eine weitreichende Entscheidung. Deshalb sollte sich der zuständige Landesbetrieb Straßenbau die Frage gefallen lassen, ob die zugrundeliegende Bau-Planung gut ist – gut für alle Beteiligten.
Aus Sicht des Autoverkehrs scheint die Planung ideal. Ausreichend Spuren, regelkonforme Ein- und Ausfädelungen, viele Schilder. Ist die Planung allerdings ideal für andere Beteiligte beziehungsweise andere Betroffene? Anwohner, Fußgänger, Sporttreibende, die ausgeprägte Tier- und Pflanzenwelt? Wurden Starkregenereignisse bedacht, oder wird der Radverkehr gefördert? Wo ist Platz für Wildwechsel? Muss die zu versiegelnde Fläche so riesig sein, und muss Ronsdorf unwiederbringlich von Lärmschutzwänden durchtrennt werden?
Aus meiner Sicht sind die Antworten zu diesen und weiteren Fragen offen. Noch können die Pläne verändert werden. Sind die Bagger jedoch angerückt, wird es für Wünsche und Änderungen zu spät sein.
Zu dieser Ansicht kam, so scheint es mir, auch der Vorstand des Ronsdorfer Verschönerungsvereins. Im Sinne der Sache greift er zur Klage. Muss er auch.
Da vorherige Gesprächsversuche des RVV gescheitert sind, bleibt doch bloß der Rechtsweg, um das Ministerium für Verkehr, bzw. dessen Betriebe, auf die fehlerhafte Planung aufmerksam zu machen.
Die Klage wird den Ausbau nicht verhindern, will sie auch nicht. Jedoch kann sie wichtige Details verbessern, über die wir für Jahrzehnte dankbar sind. Eine Klage als Hilferuf, wenn man so will. Weniger Stau? Gerne, aber bitte unter Berücksichtigung aller. Darin sollten wir den RVV unterstützen. Mit Mut und mit Geld.

Florian Rohr
Friedenshort
Ronsdorf

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