KW35 | 01.09.2024

Zwei Kunstwerke in vier Tagen

Fleissige Hände gestalten die Welt der Insekten. (Foto: db)

(Lü.) Schon seit langer Zeit ist der Durchgang (die Löv) von der Kocherstraße in die Remscheider Straße kein schöner Anblick. Auf dem Weg zur katholischen Kirche St. Joseph mussten die Passanten an unansehnlichen Grafitti vorbei, die immerzu verschnörkelter wurden.
Zahlreiche Ronsdorferinnen und Ronsdorfer haben nun Abhilfe geschaffen und die Löv unter der Anleitung der Ronsdorfer Künstlerin Ute Scholl-Halbach mit zwei Mosaiken versehen. Beide Wände des Durchgangs, jede rund 13 Meter lang, wurde so verschönt.
Kommt man von der Kocherstraße in die Löv präsentiert sich zur rechten Seite „die große Welt“, unser Sonnen­system mit der Sonne, allen Planeten und einigen Monden und Zwergplaneten. Der Ring des Saturn ist deutlich ausgearbeitet. Zwischen den Mosaikteilen stechen immer wieder Kieselsteine oder Glasteile hervor, was einen enormen optischen Reiz entfaltet. Auf der linken Seite lädt „die kleine Welt“ zum Entdecken ein. Zahlreiche Insekten tummeln sich auf dem Mosaik: Libellen, Zecken, Bienen, Hummeln, Schmetterlinge. Man kann viel entdecken, wenn man mit offenen Augen sucht, auch – obwohl kein Insekt – eine Spinne, die sich an einem Faden zu Boden lässt.
Ute Scholl-Halbach hatte über die gesamte Laufzeit des Projektes rund 80 ehrenamtliche Helfende zur Verfügung. Bei der Erstellung der Mosaike auf den beiden Wänden waren annährend 20 Ronsdorfer*innen dabei. Die Stimmung war gut bis ausgelassen, zahlreiche Passanten blieben stehen und äußerten sich ausnehmend positiv zu den Kunstwerken. Anwohnende kamen vorbei und brachten den Werkelnden Schokolade und Kekse. Als die Arbeitenden Mittagspause machten, kam ein älteres Ehepaar und wähnte sich unbeobachtet. Die Frau: „Schau mal, Dieter, das ist doch schön. Nee, kuck‘ mal, Dieter, wie schön das ist.“
Die Helfenden, die die Mosaike auf die Wände brachten, folgten einem gewissen Plan, hatten aber noch genug Freiraum für eigene Kreativität. „Das ist auch wichtig“, sagte Scholl-Halbach. „Die Menschen sollen sich ja mit dem Kunstwerk identifizieren.“ Das nimmt eine der Frauen gerne auf und schiebt ein: „Arbeit mit den Händen fördert die Intelligenz.“ Nicht alle der Helfenden kommen aus Ronsdorf, wie Ute Scholl-Halbach berichtet. Auch aus anderen Stadtteilen sind Helfer*innen nach Ronsdorf gekommen. Ein abschließender Blick beweist, dass nicht nur die Wände verschönert worden sind. Auch diverse Löcher im Boden, vielleicht Stolperfallen, wurden mit Mosaikteilen begradigt.
Die Initiatorin verleiht ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Kunstwerke „möglichst lange“ vor Narrenhänden verschont bleiben mögen. Für alle Fälle ist die Installation einer Kamera angedacht.

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