KW37 | 14.09.2025

Wertvolle Dokumente aus 284 Jahren Geschichte

Umfangreiches Kirchenarchiv der Reformierten Gemeinde wird immer digitaler

„Verklaring over den Bybel“: Viele der antiken Folianten im Archiv der Reformierten Gemeinde stammen aus den Niederlanden – im 16. und 17. Jahrhundert ein theologisches Zentrum der Reformation. (Foto: LMP)

(Ro./LMP) Ronsdorf erhielt vor 280 Jahren die Stadtrechte. Die Reformierte Gemeinde in Ronsdorf ist jedoch vier Jahre älter – ein Umstand, der äußerst ungewöhnlich ist und seit jeher das Interesse der Historiker:innen weckte. Normalerweise gründete sich früher zunächst eine örtliche Gemeinde, die erst dann auch einer kirchlichen Seelsorge bedurfte.
In Ronsdorf jedoch erhielt die kleine Gefolgschaft um Elias Eller, die sich hier aus Elberfeld – aber auch aus anderen Teilen der Region kommend – zusammengefunden hatte, bereits 1741 die Erlaubnis, eine Kirchengemeinde zu gründen. Aus dieser entwickelte sich dann die örtliche Gemeinschaft, die 1745 auch die Stadtrechte bekam – also genau umgekehrt als im Normalfall.
Viele wertvolle Dokumente aus dieser Zeit sind im Archiv der Reformierten Gemeinde erhalten geblieben – auch, weil die altehrwürdige Kirche an der Kurfürstenstraße im Zweiten Weltkrieg von den Bomben verschont blieb.
Sie werden seit 1974 von einem dafür gegründeten „Historischen Arbeitskreis“ gesichtet, geordnet und katalogisiert. Renommierte Historiker wie Klaus Goebel und Günter van Norden nutzten diese zeitgeschichtlichen Schät­ze bereits früher, um sie wissenschaftlich auszuwerten und zum Beispiel auch etliche der von theologischen Gegnern seinerzeit geschürten Vorurteile gegenüber dem Mythos der „Ellerianer“ auszuräumen. Sie sorgten aber auch für die wissenschaftliche Aufbereitung der Findbücher und Register im Grundstock des Archivs.
Seit 1983 gab es schon eine Ausstellung, die die interessanten Zusammenhänge der Ronsdorfer Geschichte auch der Öffentlichkeit zugänglich machen sollte. Doch der Historische Arbeitskreis geht mit der modernen Zeit – inzwischen sind viele der Bücher und Dokumente bereits eingescannt und digitalisiert, wie zum Beispiel auch das erste Kirchenbuch der Gemeinde von 1741. Damit wird das Archiv noch mehr zur kostbaren Fundgrube für Historiker:innen und Studierende, aber durchaus auch für interessierte Privatpersonen und Familienforschende. Schon jetzt kann man auf der Internet-Seite der Gemeinde www. reformiert-ronsdorf.de über den Pfad „Über uns“ und „Historischer Arbeitskreis“ etliche Jahrgänge der Tauf-, Trau- und Sterberegister bequem von zu Hause aus abrufen und sich auf die Suche und Forschung in der Vergangenheit begeben.
Neben der stationären Ausstellung, die in der Kirche mit großen Wandfolien und QR-Codes nach wie vor zu besichtigen ist, hat der Arbeitskreis noch ein Kleinformat in DIN A3 entwickelt, das in Gemeindegruppen – zum Beispiel im Konfirmandenunterricht – genutzt werden kann.
Aber auch hier gilt – zum Stichwort „QR-Codes“ – die Ausstellung ist ebenfalls im Internet verfügbar. Durch das Anklicken von Themen-Links öffnen sich die Folien und Zeittafeln zum jeweiligen Thema und entführen die Internet-Besuchenden in die letzten 280 Jahre der Ronsdorfer Geschichte und die spannenden Zeiten von Gründung und Separation, von Niedergang und Wiederaufbau sowie in die Geschichten rund um die nur 14 Pfarrer, die seit 1741 die Gemeinde betreuten – von Daniel Schleyermacher bis zu Dr. Jochen Denker.
Einzelne Dokumente wie zum Beispiel die „Kirchenordnung der Christlich-Reformierten Ge­meinden in den Ländern Jülich und Berg“ von 1768 – um nur ein einziges Beispiel zu nennen – können direkt über einen Link geöffnet und eingesehen werden.
Da es sich bei dieser Online-Ausstellung im Prinzip um ein einziges großes pdf-Dokument handelt, kann man es grundsätzlich auch herunterladen und es bequem jederzeit vom eigenen Computer aus öffnen. Der Arbeitskreis empfiehlt hier jedoch, trotzdem von Zeit zu Zeit die Seiten der Gemeinde im Internet zu besuchen und die Daten neu herunterzuladen, weil es immer wieder Neuerungen und Aktualisierungen gibt. So können Interessierte gerade bei frisch digitalisierten Registern immer auf dem neuesten Stand bleiben.
Was natürlich auch weiterhin nur ein persönlicher Besuch des Archivs vermitteln kann, sind solche Devotionalien und Ausstellungsstücke wie der alte originale (!) Wetterhahn, der auf dem ersten Kirchturm der Gemeinde angebracht war und heute die Wand eines Ausstellungsraumes ziert.
Als Ansprechperson des Historischen Arbeitskreises fungiert für die Reformierte Gemeinde Horst Röttger, dessen Kontaktdaten auch im Internet hinterlegt sind. Entweder mit ihm persönlich oder über das Gemeindeamt an der Kurfürstenstraße 13 können auch Termine für persönliche Besichtigungen des Archivs in der Kirche vereinbart werden.
Die Gruppengröße sollte jedoch sechs Personen nicht überschreiten – die Zugänge und Treppen in der alten Sakristei sind eng und nicht barrierefrei.

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