KW29 | 21.07.2024

Viel Unverständnis auf dem Netto-Parkplatz

Abschlepp-Unternehmen gehen rigoros gegen zu lang parkende Fahrzeuge vor

Da die handelnden Parteien nicht eben verständnisvoll miteinander umgingen und die Irritation über diese Aktion bei der Kundschaft hohe Wellen schlug, bedarf es einer erklärenden Kampagne. (Foto: JoB)

(Ro.) Das hätten sich so manche Netto-Kunden gern erspart: Am Donnerstag, dem 18. Juli, war wieder einmal „Zahltag“ auf dem Kundenparkplatz des Discounters Netto. Einige ältere Mitbürger*innen waren nach ihrem Einkauf noch einen Kaffee trinken gegangen oder hatten ein Eis gegessen. Bei der Rückkehr zu ihrem Fahrzeug mussten sie dann feststellen, dass ihr Auto schon am Haken eines Abschleppunternehmens hing.
Sie konnten sich glücklich schätzen, dass sie ihr Fahrzeug noch in dieser Position antrafen, denn es hätte auch bereits abtransportiert sein können. Die Methoden der Abschleppunternehmen sind da zeitlich leider nicht sehr transparent.
So weit so schlecht für die Fahrzeughalter. Einer beklagte gar, dass man mit langem Draht von außen sein Auto geöffnet hatte, was den Begriff „Diebstahl“ noch ins Spiel brachte. Überhaupt war das Un­verständnis in der Kundschaft doch sehr verbreitet. „Unverschämt“, „Wegelagerei“, „Raubrittertum“ und „Abzocke“ waren noch die harmlosesten Ausdrücke, die zu hören waren.
Sieht man die Sachlage jedoch juristisch nüchtern, scheint alles mit rechten Dingen zuzugehen: Der Hinweis „Kostenloses Parken für die Dauer Ihres Einkaufs“ beinhaltet halt nicht den kleinen Umweg über ein zweites Geschäft oder einen Café-Besuch.
Allerdings muss man dann auch konstatieren, dass die Beschilderung durch den Eigentümer schlecht sichtbar, zu klein und teils unleserlich ist. Da sollte man über eine deutlichere Plakatierung im Sinne der Kunden nachdenken, zumal ja sonst jede kleinste Ersparnis beim Einkauf groß herausgestellt wird.
Eine Aufklärungskampagne statt rigorosen Durchgreifens könnte da sicher hilfreich sein. Und wer dann immer noch meint, einen Dauerparkplatz erworben zu haben, muss eben die Konsequenzen tragen.
Im vorliegenden Fall bleibt der bittere Nachgeschmack, dass mit solchen Aktionen keiner Partei wirklich geholfen wird und die frustrierte Kundschaft auf immensen Kosten sitzen bleibt. Einzig der Abschleppdienst hat seine Mitarbeitenden ausgelastet.

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