KW35 | 03.09.2023

Ungewohnte Töne

Das Literaturcafé in der Lutherkirche einmal anders

Stolz war Pfarrerin Friederike Slupina-Beck auf ihren Sohn Benjamin. (Foto: db)

(Ro./PK) „Eine lyrische Liebeserklärung an Ronsdorf.“ Das versprach Pfarrerin Friederike Slupina-Beck zum Auftakt des Literatur-Cafés im Gemeindesaal der Lutherkirche, das sich unter dem Motto „Literatur im Gustav-Adolf-Werk“ (GAW) mittlerweile zu einer kulturell reichen Reihe entwickelt hat. Benjamin Beck, der Sohn der Pfarrerin, stellte sein musikalisches Schaffen vor und berichtete über den Schaffensprozess seiner Musik, die aktuell dem Rap zuzuschreiben ist. Benjamin, der sich als Rapper „Benji“ nennt, hat mit „Ronsdorfer Junge“ ein Album aufgenommen und dabei fast alles in Personalunion erarbeitet: Musik, Texte, Cover, Vermarktung.
Nun waren bisher im Literaturcafé neben Weltliteratur auch heimatliche Schriftsteller bekannt gemacht worden. Jetzt stellte sich ein junger Musiker mit seinen Texten vor. Benji erzählte locker und leger von der Entstehung seiner Musik, von den teils bis zu 200 Versuchen, einen Text so zu performen, dass der Musiker damit zufrieden war („Das ist zuweilen nicht sehr spaßig“), von der Arbeit mit den Beats, die am Computer entstanden sind, von den Jazz-Einflüssen in seinen Tönen, von seinen musikalischen Vorbildern, zu denen außer Kurt Cobain und den Beatles auch der Rapper Kendrick Lamar zählt, von seiner Liebe zu Ronsdorf, zum Stadtteil, in dem er aufgewachsen ist und lebt. Betrachtet er es als mutig, in seinen Texten so viel von sich preiszugeben, wollte die Moderatorin Rachel Kafka von Benji wissen. „Nein“, antwortete dieser, „Ich bin ja so und brauche niemandem etwas vormachen“. Und stellte den Titelsong seines Albums „Ronsdorfer Junge“ vor.
Rap, eine kurze Form von „Rhythm and Poetry“ (zu deutsch: Rhythmus und Poesie) ist nicht jedermanns Sache. Aber Benjis Musik und Texte sorgten im Literaturcafé für andächtig lauschende Gäs­te. Die Musik im Titelsong ist minimalistisch: Beats und ein E-Piano, mehr braucht Benji nicht, um Spannung zu erzeugen. Der Refrain zieht sich durch das fünfminütige Opus und das „Ich bin ein Ronsdorfer Junge, was willst du mir sagen? Ich habe schon so viel erlebt und so viel ertragen“ bleibt noch eine Weile im Ohr. Auch waren die deutlichen Flamenco-Einflüsse im Song „Noches de verano“ (Sommernächte) sehr angenehm.
Benjamin Beck studiert zur Zeit Spanisch und Sport an der Bergischen Uni in Wuppertal. Als Musiker hat er unbestreitbar Potential. Es bleibt also spannend.

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