KW39 | 29.09.2024

Sprachtreff erteilt Deutschunterricht

Man trifft sich im Jugendzentrum der Schlawiner

Der „harte Kern“ der ehrenamtlichen Deutschlehrenden (v.l.n.r.): Gertrud Stegmann, Eric Weitz, Ulrich Hochfeld, Konrad Brendler, Anja Westfal (gute Fee der Schlawiner), Ilona Klug und Bernd Ebert. (Foto: PK)

(Lü./PK) Seit Beginn des Flüchtlingsstroms im Jahr 2015 gibt es im Jugendzentrum der Schlawiner auf der Klausener Straße in Lüttringhausen den sogenannten „Sprachtreff“. Dort sind insgesamt sieben pensionierte Lehrerinnen und Lehrer tätig, die Neubürgern mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache nahe bringen.
„Der Treff hat sich hauptsächlich durch persönliche Begegnungen gebildet“, erzählt Ulrich Hochfeld, Organisator des Sprachtreffs. „Damals war in der Nähe des Jugendzentrums ein Auffanglager für Geflüchtete. Da bot sich dieser Standpunkt hier schon an.“ Hochfeld war der erste Lehrer, der die Idee eines Sprachtreffs verwirklichen wollte, aber schnell kamen andere hinzu. „Der Treff war am Anfang nicht besonders gut organisiert, und wir haben viel aus dem Bauch heraus gelehrt“, erinnert sich Hochfeld. „Aber das ist nun ganz anders. Wir arbeiten mit anerkannten Lehrbüchern.“
Der Unterricht findet aktuell in kleinen Gruppen statt, weil die erwachsenen Schülerinnen und Schüler sehr unterschiedliche Sprachkenntnisse in Deutsch erlangt haben. „Menschen, die weder lesen noch schreiben können, werden durch ‚geschaffene Bilder‘ an die Sprache herangeführt: Die Bedeutung des Wortes ‚Ich‘, dann ‚Ich spreche‘, dann ,Ich höre‘ und so weiter. Und eigentlich gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Irgendwie geht es immer.“ Zur Not hilft auch eine Sprach-App.
Der Deutschunterricht richtet sich zur Hauptsache an geflüchtete Menschen, die zum großen Teil Deutschunterricht in den anerkannten Bildungseinrichtungen (zum Beispiel VHS, BIW, Abendschule) erhalten, und die sich auf die Sprachprüfungen vorbereiten. Der Sprachtreff vertieft ihre Kenntnisse, arbeitet auf und nach, wiederholt und bereitet auf die Prüfungen vor.
„Das ist natürlich mehr als ein reiner Sprachtreff“, sagt die Lehrergruppe, die aus zwei pensionierten Gymnasiallehrern, zwei Grundschullehrerinnen, einem Naturwissenschaftler, einem Wirtschaftsmann sowie einem ehemaligen Universitätsdozenten besteht. „Das ist auch praktische Lebenshilfe. Wir bereiten auf den Arztbesuch vor, lehren das Verstehen und Ausfüllen von Formularen, kümmern uns darum, dass bei einem Umzug an alles gedacht wird, stellen Bewerbungsschreiben aus. Und zur Not – obwohl wir keine Nachhilfe anbieten – kümmern wir uns auch um die schulischen Belange der Kinder unserer Schüler.“ Das ehrenamtliche Engagement der Lehrenden bringt erste schöne Erfolge. „Eine Frau und ein Mann, die aus Afghanistan kamen und bei uns Deutsch gelernt haben, sind nun als Busfahrer für die Stadtwerke tätig“, freut sich die Gruppe. „Eine junge Frau aus Eritrea macht zeitnah ihre Prüfung als Pflegefachassistentin und arbeitet im Haus Clarenbach. Andere haben eine Ausbildung im Handwerk oder in einer Kita begonnen.“
Zur Zeit besuchen rund 30 Menschen den Unterricht bei den Schlawinern. Montags bis donnerstags wird zwischen 9 und 17 Uhr gelehrt. Die Deutschlernenden kommen aus insgesamt 17 Ländern.
„Und wenn sich jetzt jemand berufen fühlt, uns zu unterstützen, dann kann er zu den Unterrichtszeiten einfach mal bei uns vorbeikommen und sich ein Bild machen“, lädt Ulrich Hochfeld potentielle Kanidaten ein. „Wir machen hier etwas Sinnvolles, bereichern die Menschen, werden von ihnen bereichert – und es macht Spaß.“

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