(Ro./LMP) Über 200 Fußballfans erlebten auf dem Sportplatz Linde am Mittwochabend bei eisigen Außentemperaturen von drei Grad ein packendes Pokalderby zwischen dem Kreisligisten SV Jägerhaus-Linde und dem Bezirksligisten TSV 05 Ronsdorf. Stadtteilderby, David gegen Goliath, alles oder nichts: Fußballherz, was willst du mehr? Das Spiel hatte noch gar nicht richtig begonnen, da gab es bereits nach fünf Spielminuten den ersten Paukenschlag: ein völlig überflüssiges Foul im Strafraum. Schiedsrichter Reiner Gohres zeigt auf den Elfmeterpunkt und Pascal Homberg verwandelt völlig humorlos zum 0:1 für die in Rot und Weiß spielenden Zebras.
Damit nahm die Dramaturgie dieses Pokalabends ihren Lauf. Denn der Bezirksligist bekam das Spiel trotz der frühen Führung nicht so recht in den Griff. Ronsdorf versuchte zwar mit aller Routine, den Zug in Richtung Linde-Tor aufzunehmen, aber „die Blauen“ zeigten sich von ihrem Rückstand wenig beeindruckt. Immer wieder war es Jägerhaus-Kapitän Felix Brüggen, der in der Abwehr für Ruhe sorgte und von hinten Angriff um Angriff gegen den Gegner aufbaute und einleitete. Zudem störte Linde den TSV früh in seiner Hälfte. Echte Torchancen blieben Mangelware. Lasse Palsbroecker hatte zwischenzeitlich das 0:2 für den TSV auf dem Fuß. Tom Stratmann traf kurz darauf für Linde nur den Pfosten. So hieß es 0:1 zur Halbzeit.
Um das vorwegzunehmen: es war ein echter Pokalfight. Nickeligkeiten auf beiden Seiten – manchmal hart an der Grenze des Erlaubten und manchmal auch darüber hinaus – führten immer wieder zu Spielunterbrechungen und letztlich standen sechs gelbe Karten – auf jeder Seite drei – im Spielbericht des Schiedsrichters. Mehrere Male forderte die Ronsdorfer Bank einen Strafstoßpfiff, der jedoch ausblieb. Doch auch Linde durfte in mindestens einer Situation gegen einen nicht gegebenen Elfmeter protestieren. Unter dem Strich leitete Reiner Gohres die Partie aber souverän und zeigte sich von dem Gift, das in so einem Derby zwangsläufig steckt, unbeeindruckt.
Zur zweiten Halbzeit kam zunächst ein völlig verwandelter TSV Ronsdorf aus der Kabine. Plötzlich begannen sich die Zebras durch die Linder Hälfte zu kombinieren und zeigten ein flüssiges Passspiel, das nun endlich eine Demonstration des Klassenunterschiedes erwarten ließ. Doch der frische Offensivgeist des Bezirksligisten wurde nicht belohnt – im Gegenteil. Lindes Trainergespann Dirk Richarz und Tobias Schnäbeli bewiesen ein glückliches Händchen, als sie in der 54. Minute Robin Wenske einwechselten. Ronsdorf drückte, lief aber dann in der 65. Minute in einen klassischen Konter. Da tauchte völlig unerwartet Christian David im TSV-Strafraum auf und hob den Ball halbhoch in den Fünfer. Kevin Fajkis und Mario Filai konnten nur zusehen, als Robin Wenske zu einem sehenswerten Flugkopfball ansetzte und das Leder gnadenlos in das Ronsdorfer Gehäuse rammte. Da war das 1:1 – wie aus dem Nichts.
Jetzt wurde das Spiel wieder zum teilweise ruppigen Schlagabtausch, der dem Derby seinen Pokalstempel aufdrückte. Und wieder war es Felix Brüggen, der seine Abwehrreihe bei den Angriffen der Zebras sortierte und jede Gelegenheit nutzte, um bei Eck- und Freistößen im Ronsdorfer Strafraum selbst für Gefahr zu sorgen. So blieb es beim 1:1 und es kam, wie im Kreispokal-Reglement üblich, ohne Verlängerung zum Elfmeterschießen. Brieda, Rau, Kuhnke und Gensicke trafen für Linde; Merchel, Fajkis und Ernst für Ronsdorf. Dann war es die Nummer 14 des TSV, Leon Spiecker, dessen Elfer vom glänzend aufgelegten SVJ-Schlussmann Justin Herkenrath pariert wurde. Den Schlusspunkt dieses Derbys setzte wiederum Felix Brüggen, der mit dem entscheidenden Treffer vom Punkt endgültig zum „Man of the Match“ avancierte.
Die Sensation war perfekt – unter „Derbysieger, Derbysieger“-Gesängen ließ sich die Mannschaft von Jägerhaus-Linde in spontan gezündeten, blauen und weißen Pyro-Rauchschwaden von den Fans feiern. Linde dürfte damit weiteren Auftrieb bekommen, wenn es am Wochenende in der Liga gegen die zweite Mannschaft der Zebras um Punkte geht. Für die Erste stellte das verlorene Derby die fünfte Niederlage in Folge dar.