KW45 | 12.11.2023

Optimismus in schweren Zeiten

1. Lüttringhauser Gespräch mit Bruder Dirk Wasserfuhr

Bruder Dirk Wasserfuhr bei seinem Vortrag anlässlich der Lüttringhauser Gespräche im Gemeindehaus am Ludwig-Steil-Platz. (Foto: PK)

(Lü./PK) Bruder Dirk Wasserfuhr kam 2011 in das Beyenburger Kloster, dem ältesten Gebäude auf Wuppertaler Grund. Seit einigen Jahren ist er der einzige Bewohner dort und deckt die Bandbreite zwischen Herbergsvater und Lebensretter in Personalunion ab. Im Sommer 2021 erlebte Bruder Dirk die Flutkatastrophe unmittelbar vor Ort am Rande der in Beyenburg gestauten Wupper. Darüber berichtete er im Rahmen der Lüttringhauser Gespräche im evangelischen Gemeindessal, die in diesem Jahre das Motto „Optimismus in schweren Zeiten“ tragen.
„Die Flut hat vieles nach oben gespült“, sagte Bruder Dirk und konkretisierte, „vor allem eine umfassende Solidarität, die in diesem Umfang nicht denkbar war.“ Er erzählte von lebensrettender Hilfe der damals anwesenden Soldaten, von Privatleuten, die uneigennützig ihre Hllfe anboten, von Handwerkern aus Süddeutschland, die sich zusammengetan hatten, um den Überflutungsopfern beizustehen. „Und das Kloster“, erinnert sich Bruder Dirk, „war der Anlaufpunkt derer, die nicht mehr in ihren Häusern leben konnten. Diese Herausforderung war gewaltig. Für einige Hundert Essen pro Tag musste alles besorgt werden, von Toilettenpapier bis zu Hundefutter, von Benzin bis zu Trockengeräten. Gelebt haben wir in der ersten Zeit der Katastrophe von Spendengeldern, die auf unserem Konto schnell die Marke von einer Million Euro übertrafen.“ Er schilderte den Zusammenhalt der Menschen, der bis heute stark geblieben sei. „Wie schnell man zusammenwächst angesichts einer Not. Wie schnell man Vorurteile vergisst. Aber ist dazu immer eine Katastrophe nötig?“, fragte der Ordensbruder der Kreuzherren. „Geht das nicht auch im normalen Leben?“
Aber auch Glück war Bestandteil der Katastrophe. „Der Bever-Staudamm hat gehalten“, weiß Bruder Dirk, „und das war lange Zeit gar nicht sicher. Wäre der gebrochen, wäre die Katastrophe deutlich heftiger ausgefallen.“ Menschen können, so der Ordensbruder, einiges an Verlusten verschmerzen. „Was wirklich weh tut, ist der Verlust der Erinnerungsstücke, der Fotoalben.“
Er ziehe seinen Optimismus aus eben dieser gelebten Solidarität. „Da entwickeln sich Freundschaften fürs Leben“, weiß er. „Und als Christ ist man ja nie alleine. Gott ist ja immer dabei.“ Und Gott, so Bruder Dirk abschließend und durchaus kontrovers, finde man nur in der Illegalität. „Jesus war sein ganzes Leben illegal unterwegs“, findet Bruder Dirk, „und das versuche ich hier und da auch, ohne im Gefängnis zu landen.“

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