KW39 | 29.09.2024

Nun müssen innovative Ideen der Politik folgen

Erstaunen und Kritik bei der Podiumsdiskussion zum Ausbaus der L419

Über 100 besorgte Bürger*innen beteiligten sich an der Diskussion. (Foto: db)

(Ro./PK) Das „Bündnis gegen den Ausbau der L419“ hatte am Donnerstagabend zu einer Podiumsdiskussion in die Aula der Erich-Fried-Ge­samtschule eingeladen. „Ist eine Autobahn durch Ronsdorf noch zeitgemäß?“ hieß das Thema des Abends. Drei Experten äußerten sich dazu, bevor die zahlenmäßig stark anwesende Öffentlichkeit Fragen stellte und sich an der Diskussion beteiligte. Mehr als 100 Interessierte waren der Einladung gefolgt.
Michael Kopatz, Dezernent für (unter anderem) Bauen und Stadtplanung wies auf den Fakt hin, dass immer mehr Mobilität zu immer mehr Verkehr führe. „Das wissen alle“, führte Kopatz aus, „nur nicht das Bundesverkehrsministerium. Warum Herr Wissing immer so gelassen ist, weiß ich nicht.“ Seit dem Jahr 2002 habe sich die Staulänge in Deutschland vervierfacht. „Aber der Mensch ist ein Verdrängungskünstler.“ Die Lösung sei: Kein weiterer Straßenbau, was weniger Verkehr bedeute. Und: Werbeverbot für Automobile. Den gewollten Ausbau der L419 bezeichnete Michael Kopatz als lächerlich.
Marina Falke, Referentin für zukunftsfähige Mobilität, berichtete, dass NRW sowieso schon das höchstversiegelte Gebiet in ganz Europa sei. „Wir haben nur in NRW rund 30.000 Kilometer Straßen.“ Die Kosten des Ausbaus seien ursprünglich mit 100 Millionen Euro angegeben worden. „Inzwischen ist das deutlich mehr.“ Und bis die Straße fertig ist, sei man 40 Jahre weiter. „Und niemand kann uns sagen, ob wir die ausgebaute Straße dann noch brauchen.“
Martin Schwefringhaus, Vorsitzender des Ronsdorfer Verschönerungsverein, bezog das Klima in das Thema ein. „Jetzt sind auf der Parkstraße zwei Fahrspuren. Nach dem Ausbau sollten es sechs sein. Mehr Straßen, mehr Aufhitzung.“ Außerdem sei die Gefahrenlage durch Starkregen stark unterschätzt und wenig durchdacht, was besonders die Honschaft Erbschlö, die unter der geplanten Ausbaustraße liegt, betreffen würde.
Am 9. Oktober wird das Oberverwaltungsgericht in Münster darüber verhandeln, ob der festgestellte Formfehler (das SonntagsBlatt berichtete) ausreicht, das Bauvorhaben zu stoppen. Das Gericht hat im Vorfeld durchblicken lassen, dass dies wahrscheinlich so sein wird. Was der Moderator des Abends, Olaf Kupfer von der Westdeutschen Zeitung (WZ), zur Frage des Abends führte: „Ist keine Lösung auch eine Lösung?“ Was Martin Schwefringhaus nicht direkt beantwortete, aber Sachverhalte anführte, die bei einer möglichen erneuten Planung unbedingt berücksichtigt werden müssten. „Die Verkehrsströme müssen getrennt werden“, nannte er den wichtigsten Punkt und spielte damit auf den Fernverkehr an, der in zunehmendem Maße den Lichtscheider Kreisel belasten würde.

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