KW17 | 27.04.2025

Nun für einen weltlichen Gebrauch freigegeben

Die Kirche am Goldenberg wird entwidmet, eine Nachnutzung wird angestrebt

Die Gemeinde zeigte sich traurig, doch die Gründe konnte man nachvollziehen. (Foto: db)

(Lü./PK) In den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts legte die Evangelische Gemeinde in Lüttringhausen den Grundstein für eine Kirche am Goldenberg, inklusive Gemeinderäumen und einem Kindergarten. Am 2. April 1955 konnte diese Kirche in Gegenwart des damaligen Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Pfarrer Heinrich Held, feierlich in Dienst genommen werden. Die Goldenberger Kirche ist somit in diesem Jahr 70 Jahre alt.
Sie wird in absehbarer Zeit keine Kirche mehr sein. Eigentlich ist sie es „nur noch“ dem Namen nach, denn Gottesdienste finden dort seit dem Heiligen Abend 2024, dem dort gefeierten letzten Gottesdienst, nicht mehr statt. Wie Pfarrerin Kristiane Voll, seit nunmehr 20 Jahren in der Gemeinde tätig, berichtet, wurde auf der Gemeindeversammlung im November 2024 beschlossen, die Kirche nicht weiter zu nutzen. „Die Gemeinde darf und soll dazu Stellung nehmen“, führt die Pfarrerin aus, „was einer der Gründe dafür ist, dass eine Gemeinde nicht so einfach und kurzfristig eine Kirche schließen darf und kann.“
Die entsprechende Gemeindeversammlung fand im Februar 2025 statt. „Natürlich zeigte sich die Gemeinde traurig und betroffen, wenngleich sie das Sinnvolle dieser Entscheidung sehr wohl nachvollziehen konnte“, weiß Kristiane Voll zu berichten. Denn eine so vergleichsweise recht große Gemeinde wie Lüttringhausen kann sich eine Kirche, in der der Besuch schleichend im­mer weniger wurde, nicht mehr leis­­ten. „Das konnte man bereits in der ersten Dekade der 2000er-Jahre miterleben, als das Gemeindezentrum in Klausen geschlossen wurde.“ Am Goldenberg, so die Pfarrerin, habe man lange erfolgreich Neuerungen ein- und durchgeführt. „So haben wir die besonderen Gottesdienste wie ,Orgel trifft Jazz‘ etabliert“, erinnert sie sich. „Und die Außengottesdienste vor der Kirche waren im Sommer immer sehr gut besucht. An und in der Kirche war in der Vergangenheit immer viel los.“ Der Wandel der Zeit und der Gesellschaft trifft aber auch die Kirchengemeinden. Unter anderem erfordern neue Betreuungs- und Raumkonzepte sowie das Arbeitnehmerrecht eine große Komplexität und Professionalisierung. Zudem ist die Zahl der Gemeindemitglieder sehr zurückgegangen – nicht ohne Auswirkung auf die zur Verfügung stehenden Mittel. Vor diesem Hintergrund musste die Kirchengemeinde leider beschließen, den Kita-Standort Goldenberg zum 1. August 2024 auch aufzugeben
Jetzt wird die Kirche am Goldenberg nicht mehr gebraucht und nicht mehr kirchlich genutzt. Der recht komplizierte Prozess der Entwidmung steht nun an, an dessen Ende die Kirche ihre sakrale Bedeutung verliert und für einen weltlichen Gebrauch freigegeben wird. „Dies ist notwendig, wenn eine Kirche umgenutzt oder selbst für eine bestimmte Zeit für andere Zwecke genutzt werden soll“, erklärt Kristiane Voll.
Im Allgemeinen sieht ein Entwidmungsprozess wie folgt aus: Die Kirchenleitung erstellt ein Dekret, das die Entwidmung der Kirche anordnet. Die Landeskirche muss diesem Prozess zustimmen. In einem letzten Gottesdienst wird das Dekret verlesen, wodurch die Entwidmung wirksam wird.
Sodann werden die Reliquien vom Altar sowie das Sakrament der Eucharistie aus dem Tabernakel entfernt. Das Ewige Licht im Altarraum wird gelöscht. Die Gemeinde verlässt die Kirche, die dann keine mehr ist.
Wann der Prozess der Entwidmung in seine letzte Phase eintreten wird, ist noch unbekannt. Sicher ist allein, das es in diesem Jahr zum Abschluss kommen soll. Sicher sei ebenfalls, so Pfarrerin Voll, dass das Gebäude der dann ehemaligen Kirche erhalten bleiben solle.
„Eine Nachnutzung ist angedacht und in Planung, eine endgültige Entscheidung dazu steht allerdings noch aus.“ Denkbar ist zum Beispiel die Nutzung des Gebäudes als Kulturzentrum oder als anderer öffentlicher Raum.

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