(Lü./PK) Das Streichorchester Sinfonietta Wuppertal besteht seit über 50 Jahren. Am Anfang war das Ensemble ein Streichquartett, das sich langsam entwickelte, quantitativ und qualitativ. Seit 2013 ist die Wahl-Ronsdorferin Eva Caspari gelegentliche und seit 2018 feste Dirigentin des Orchesters.
Die Sinfonietta Wuppertal erarbeitet mindestens zwei Konzertprogramme in jedem Jahr. Das aktuelle mit dem schönen Namen „Vom Mississippi zur Copacabana“ stellten Eva Caspari und ihre Musikerinnen und Musiker am 11. Mai in der Evangelischen Kirche zu Lüttringhausen vor. Musik von Nord- bis Südamerika stand also an.
Die Serenade für Streicher in E-Dur von Arthur William Foote, der 1853 in Massachusetts geboren wurde, eröffnete den zweistündigen Reigen an interessanter, hierzulande aber weitgehend unbekannter Musik. Caspari meinte dazu: „Wir lieben es, unbekannte Musik oder selten gespielte Werke aufzuführen.“
Die Serenade ist beinahe barock aufgebaut und hat auch alte Satzbezeichnungen wie Air oder Gavotte. Die Musik nimmt Einflüsse von Grieg und Haydn auf.
William Grant Still, ein Afroamerikaner, geboren 1895 am Mississippi, komponierte mit den „Danzas de Panama“ Seltenes, denn die Volksmusik aus Panama war weitgehend selbst in den USA bis dorthin unbekannt. Rhythmisch ist die Musik mit vielen Volksmusikanteilen bereits südamerikanisch geprägt.
Mit dem bedeutenden kolumbianischen Komponisten León Cardona Garcia und seinem Stück „Optimista“ stellte die Dirigentin den Gastsolisten Alejandro Villegas Mazo vor, der das Tiple spielte, ein gitarrenähnliches Instrument, das jedoch nicht sechs, sondern zwölf Saiten hat, die nach europäischem Verständnis sehr eigenartig gestimmt sind. Außerdem bereicherte Emanuel Estrada Yarce (Gitarre) die Musik.
Nach der Pause spielte das Streichorchester die exquisite Musik der Afro-Amerikanerin Florence Beatrice Price, deren Mutter noch aus einer Sklavenfamilie stammte. Price (geboren 1887 in Arkansas) war die erste amerikanische Komponistin, deren Werke von großen und bekannten Orchestern der USA aufgeführt wurden. Das Andante moderato ist sehr romantisch gehalten, beinhaltet jedoch auch Gospel-Anleihen.
Das Konzert endete mit der Suite Retratos (Portrait-Suite) des Brasilianers Radamés Gnattali. In diesem Werk erinnert der Komponist an drei Komponisten-Kollegen sowie eine Kollegin (Chiquinha Gonzaga).
Wichtigster Bestandteil der brasilianischen Musik ist der Choro, ein wahrscheinlich in Rio de Janeiro entstandener Musikstil. Drei Solisten krönten das Finale des Konzertes: Alejandro Villegas Mazo (Solo-Mandoline), Emanuel Estrada Yarce (Gitarre) sowie der Percussionist Franz-Josef Staudinger. Und wer genau hinhörte, bekam mehr als eine Ahnung, woher die „richtig berühmten“ brasilianischen Musiker (Egberto Gismonti, Antonio Carlos Jobim) ihre Ideen haben.
Tosender Applaus verbunden mit stehenden Ovationen führten zu einer Zugabe, die das Orchester und die Solisten mit der vorzüglichen Dirigentin gemeinsam natürlich gewährten.
KW20 | 18.05.2025
Musik aus Nord – und Südamerika
Die Sinfonietta Wuppertal spielte in Lüttringhausen
