(Ro./LMP) Einen Stadtrundgang der besonderen Art gab es letzten Sonntag in Ronsdorf – Frank Khan begrüßte im Namen der Bergischen Volkshochschule eine Gruppe von rund 20 Interessierten zu einer Exkursion durch die Geschichte der alten Bandwirkerstadt. Auf einer Runde von gut drei Kilometern wusste der erfahrene Stadtführer auch Einheimischen und Insidern noch das eine oder andere Wissenswerte zu erzählen.
Die Tour begann am Bandwirker-Denkmal und führte zunächst zu der bunten Mosaiksitzbank an der Ecke Staas-/
Marktstraße – dort stand vor über 200 Jahren die „Stiftshütte“, das Haus von Elias Eller, dem Gründer der Stadt Ronsdorf. Die Marktstraße hinunter war der nächste Halt am Gelände der Firma vom Baur, wo Frank Khan einen großen Bogen über die Textilgeschichte Ronsdorfs von der Vergangenheit bis in die heutige Zeit schlagen konnte. An der Katholischen Kirche St. Joseph wurden die Kirchenneubauten nach 1945 ebenso thematisiert wie die Geschichte der Arbeiterbewegung und die „Ronsdorfer Rede“ von Ferdinand Lassalle, an die heute noch eine Hauswandplakette an der Remscheider Straße erinnert.
Auf dem weiteren Weg informierte Khan an der Gaststätte, in der heute eine Pizzeria ansässig ist, über die Zeit der Kohlentreiber, die damals dort eingekehrt und als gute Zecher bekannt waren. Am 1892 erbauten Steigerturm an der Feuerwache ging der nächste Vortrag auf die Talsperre und die Wasser-, Strom- und Gasversorgung der alten Stadt Ronsdorf ein. Am Bandwirkermuseum vorbei führte der Weg zum Bandwirker-Bad, auf dessen Gelände früher der alte Stadtbahnhof stand.
Die Schenkstraße hinauf, wies der Stadtführer auf die 1925/27 gebaute Häuserzeile hin, die das letzte eigenständige Wohnungsbauprogramm der Stadt Ronsdorf vor der Eingemeindung in die Stadt Wuppertal darstellte. Eng verbunden mit der differenzierten Kirchengeschichte Ronsdorfs und Wuppertals ist auch die Friedhofsgeschichte der Stadt – so führte der Rundgang von der Schenkstraße weiter über den katholischen und lutherischen Friedhof zurück zur Lüttringhauser Straße.
Von der Auffahrt eines dort ansässigen Supermarktes hat man freien Blick auf ein altes Gebäude, dessen breite Fensterzeile unter dem Dach auffällt. Dort waren früher die Wirk-
räume häuslicher Bandwirker untergebracht.
Zurück im Ascheweg wies Frank Khan auf das Sgraffito an der Hauswand eines Wirtshauses hin. Mit dieser alten italienischen Kunstform, bei der Schriften und Ornamente in den Putz eingekratzt werden, wurden in früheren Zeiten und dann wieder in den 1950er Jahren einfache Hauswände aufgewertet. Vom alten Kaiserlichen Postamt an der Lüttringhauser Straße führte der abschließende Weg dann bis zur Reformierten Kirche an der Kurfürstenstraße, die noch heute auf dem Gelände steht, das Elias Eller der Stadt über 100 Jahre zuvor für einen Kirchenbau gestiftet hatte.
Insgesamt dauerte der drei Kilometer lange Rundgang gut dreieinhalb Stunden – ein stolzes Pensum für einen sonnigen Sonntagnachmittag. Doch Frank Khan versteht es, die Zeit gut mit seinen lebhaften und wortgewandten Erzählungen zu füllen.
KW18 | 04.05.2025
Mit Frank Khan durch Ronsdorf
Der Stadtführer zeigte und erzählte Geschichte(n)




