(Ro./db) So einen Andrang hatten Sonja Jungmann und Christian Ose sicher nicht erwartet: Statt der angemeldeten 22 Gäste waren am Samstagabend plötzlich 35 Menschen im Haus Im Vogelsholz 40 zu Gast. Aber das ließ sich mit viel Organisationstalent bewältigen. „Jazz und Texte – ein Crossover“ hieß das Thema des Abends.
Die beiden Protagonisten der Veranstaltung, Christian Ose und Michael Schumacher, sind dem Jazz wahrlich nicht abgeneigt und berichteten zunächst über ihren Weg in die manchmal – ja auch – komplizierte Welt der Synkopen und langen Saxofonsoli – in den Jazz.
Christian Ose durfte bereits 1964 die Schellackplatten seines Vaters hören, die dieser aus dem Krieg gerettet hatte. Statt mit den Beatles wuchs Ose mit Glenn Miller und anderen Jazzgrößen auf. Er erweiterte über viele Jahre die Sammlung seines Vaters. Ausgewählte Stücke davon brachte er dem Publikum im Wechsel mit den Beiträgen von Michael Schumacher zu Gehör.
Dieser begann seinen Text-Part mit einem Zitat von Frank Zappa: „Jazz ist nicht tot, er riecht nur etwas seltsam.“ (Im Original: „Jazz is not dead, it just smelles funny.“) Michael Schumacher wuchs mit dem Radio auf, hörte (in Mono) die Beatles und die Rolling Stones sowie die Moderatoren Frank Elstner und Frank Laufenberg.
Erst mit 17 Jahren nahm ihn ein Bekannter zu einem Jazzkonzert mit, und Schumacher war sofort infiziert – bis heute.
Zwischen den Beiträgen „von Platte“ gab es auch wissenswerte Zusatzinfos, unterstützt durch Filmausschnitte ab 1928, die die Comedian Harmonists, Glenn Miller, Louis Armstrong und Ella Fitzgerald zeigten.
Aber auch der Cool-Jazz von Miles Davis war Thema, außerdem die musikalischen Anfänge des heutigen Sängers Udo Lindenberg, der bei der Jazzrock-Band „Passport“ von Klaus Doldinger Schlagzeug spielte. Lindenberg hat – die Älteren werden sich erinnern – auch einen Bezug zu Wuppertal. Hier traf er 1989 den Staatsratvorsitzenden Erich Honnecker und überreichte ihm eine Gitarre mit dem Spruch: „Gitarren statt Knarren.“
Abschließend erinnerte Christian Ose an frühere Zeiten, an denen die eigentlich immer finanziell knappen Jazzmusiker alle möglichen Beerdigungen nutzten, um dort etwas Musik zu spielen. Denn sie wussten: Bei Beerdigungen gab es umsonst und reichlich zu essen.
Eigentlich eine recht traurige Geschichte, dennoch: Der Jazz entwickelte sich schnell weiter. Aus Not und Leidenschaft wurde Business und schon bald konnte man gut davon leben – wie auch heute noch.
Klaus Doldinger – inzwischen kurz vor seinem 90. Lebensjahr – spielt immer noch leidenschaftlich Saxofon bei seiner Band „Passport“, nur nicht mehr mit Udo Lindenberg, der mit Popmusik Millionen verdient.
Das Thema des Abends katapultierte die zahlreichen Gäste in längst vergangene Zeiten, die aber immer noch dank vieler Liebhaber wie Ose und Schumacher am Leben gehalten werden.
KW42 | 19.10.2025
Jazz aus der Konserve und Stories aus alten Zeiten
Ein interessanter LIT-Beitrag von Christian Ose und Michael Schumacher
