(Lü./PK) „Tanzt.jetzt 2025“ ist ein wiederkehrendes Projekt, das von der Remscheider Tänzerin und Choreografin Joy Kammin ins Leben gerufen wurde, durch Workshops aufgewertet wird und in diesem Jahr zum sechsten Mal in Remscheid stattfand. Zu den Aufführungen des Ensembles kommen internationale Spitzentänzer zusammen. Auch andere Künstler, die zum Gelingen des Projektes beigetragen haben (zum Beispiel Thomas Walschot, Musikproduktion) sind schon lange Zeit künstlerisch mit Joy Kammin unterwegs, Walschot war auch als Tänzer in Remscheid bereits zu sehen.
Das diesjährige Programm feierte am Abend des 24. Oktobers Premiere. Unter dem Titel „In Search for Certainty“ (Deutsch: Auf der Suche nach Sicherheit) tanzten und performten vier international tätige und bekannte Künstler:innen im nur aus Stühlen bestehenden Innenraum der ehemaligen Kirche Goldenberg. Marta-Luzia Jankowska war aus Oslo gekommen, Selina Koch aus Suttgart, Jan Möllmer aus Wuppertal, Celine Kammin aus Düsseldorf, die nicht tanzte, aber mit Worten, Klavier- sowie Flötenspiel und rhythmischem Atmen eine Menge Atmosphäre schuf. Mehr als 50 Kunstinteressierte folgten der Tanzperformance.
Es geht um Widersprüche, um die Suche nach Sicherheit, um die Frage, ob Stühle mehr sind als nur das, es geht um Wärme, die durch Reibung erzeugt wird, es geht um Bewegung, um Dynamik, um Stillstand, um Nähe und Distanz.
Das agierende Quartett besteht aus Profis. Man sieht den Künstler:innen nicht an, wie anstrengend manche Bewegungen sein müssen. Optisch kommt die Performance als „Modern Dance“ daher, ist in Wahrheit aber viel mehr als das. Alleine ein Pas-de-deux auf einem (!) Stuhl erzeugt im Publikum offene Münder, die Worte „Stühle! Viele Stühle! Eine Stuhlversammlung!“ erklingen, das tanzende Trio rempelt sich (bewusst) an, nur um sich unmittelbar nach dem Crash dafür zu entschuldigen, man redet miteinander, immer heftiger, bis aus den einzelnen Worten ein gesprochener Free-Jazz geworden ist, dazu dynamische Bewegungen, dann wieder Stille und Ruhe.
Choreografin und künstlerische Leiterin Joy Kammin steht lächelnd am Mischpult und genießt ihr eigenes Werk, sehr zu Recht. Sie genießt ebenso die tänzerische Qualität des Trios wie auch dessen schauspielerische Güte. Celine singt unterdessen schwer Beschreibliches zwischen Jazz und Koloratursopran. Und beendet die 50-minütige Aufführung mit den Worten „Manchmal habe ich keinen langen Atem. Aber ich mache trotzdem weiter.“
Langanhaltender Applaus belohnte Künstlerinnen und Künstler.
KW44 | 02.11.2025
Im Chaos der Zwischenräume
Joy Kammin und Ensemble in der Goldenberger Kirche




