(Ro./PK) Beim einmal monatlich stattfindenden „Gespräch“ in der Gemeinde St. Joseph war in der vergangenen Woche ein besonderer Gast zugegen. Hermann Joseph Roth, 86-jähriger Theologe, las aus seinem Buch „Als der Glaube ins Rutschen kam“ und berichtete über die im Mittelalter herrschenden und auch aktuellen Verhältnisse in Klöstern und in Kirche.
Sein Roman spielt im Mittelalter, einer Ära, in der die Frauen in der Kirche zuweilen deutlich gleichberechtigter waren als heutzutage. „In der Kirchengeschichte habe ich noch Nachholbedarf“, so Roth, „aber in der Ordensgeschichte kenne ich mich recht gut aus.“ Kein Wunder, hat der auch als Naturwissenschaftler und Aktivist für Naturschutz tätige Roth doch selber als Mönch gelebt. „Im Mittelalter war eine Abtei ein Konzern“, berichtete der Autor. Sein Roman habe keine Hauptperson. „Und wenn Sie eine suchen, dann werden Sie vielleicht eine immaterielle finden: den Glauben.“ Er habe, so Roth, „um die Gegebenheiten, die tatsächlich vorlagen, herumgeschrieben.“
Die erste von ihm gelesene Szene beschäftigte sich mit rebellierenden Bauern („wie heute“) und dem Einfluss des Reformators Luther auf die Kirche und den Glauben. Des Weiteren schildert Roth in seinem historischen Roman die Bewegungen der Frauen im Mittelalter. Ein bemerkenswerter Satz wird von ihm zitiert, der die damalige Meinung beschreiben soll: „Der Weg in die Zukunft kann nur ein synodaler sein“. („Wie heute. Alles schon mal dagewesen.“) Warum, so fragte sich der im Jahr 1938 in Montabaur geborene Roth, „diskutiert man in der Kirche seit Jahren über Dinge, die es seit Jahrhunderten gibt?“
Die Lesung endete nach einer Stunde humorvoll. Eine Frau, die im Roman eine Rolle spielt, äußert sich über die Ehe und ist wenig begeistert davon. „Dann gehe ich eher ins Nonnenkloster“, meint sie, „da bleibt mir einiges erspart.“ Das Gelächter aus dem Publikum war herzlich, der Dank an den Vortragenden ebenso.
Im April kann leider kein „Gespräch“ stattfinden. Im Mai dann steht Loriot auf dem Programm.