KW18 | 05.05.2024

Erhalt der Marpe – auf Dauer oder nur auf Zeit?

Viele Unterstützende spazierten gegen eine Bebauung der Marper Wiesen

Zu Beginn des Spazierganges gab es am Rande der Marper Wiesen umfassende Informationen für die engagierten Anrainer*innen. (Foto: T. Spittler)

(Ba.) Es waren fast 100 Interessier­te, die sich am 20. April bei Wuppertal-typischem Aprilwetter – Sonne, Regen, Hagel – an der Adolf-Vorwerk-Straße zu einem Spaziergang in der Marpe einfanden, um sich über die Geschichte, die Bedeutung für Ökologie und Naherholung sowie die Möglichkeiten zum Erhalt der Marper Wiesen zu informieren. Eingeladen hatte die Initiative „Marpe für Alle“, die sich seit 2019 für den Erhalt der Marpe einsetzt. Damals beabsichtigte die Planungsbehörde in Düsseldorf, die Marper Wiesen als sogenannte „Allgemeinen Sied­lungsbereich“ auszuweisen und damit der Stadt Wuppertal die Möglichkeit zu eröffnen, dort Bauflächen auszuweisen. Obwohl sich damals bereits die Wuppertaler Politik und Verwaltung aus Gründen des Natur- und Landschaftsschutzes sowie der Naherholung gegen die Ausweisung aussprach, erfolgte 2021 im Regionalplan die Ausweisung als „Allgemeiner Siedlungsbereich“.
Faktisch änderte sich jedoch erst etwas, als im Herbst 2023 die Flächen den Eigentümer wechselten: Die ehemalige Besitzerin, eine räumlich inzwischen weit verstreute Erbengemeinschaft, verkaufte ihren gesamten Grundbesitz, so auch die Marper Wiesen, an einen Privatmann aus Wuppertal aus dem Immobilienbereich. Dieser berief sich auf die Ausweisung im Regionalplan und begann mit der Vermarktung der Flächen als sogenanntem „Bauerwartungsland“, was keiner baurechtlichen Kategorie entspricht. Dies löste bei der Bevölkerung sowie Politik und Verwaltung erhebliche Unruhe aus und führte dazu, dass sich Politik und Verwaltung sehr schnell positioniert haben: Eine Bebauung der Flächen wird wegen des hohen Wertes für die Naherholung, den Klima-, Wasser-, Arten- und Biotopschutz nach wie vor unisono abgelehnt.
Dennoch erfolgte weiterhin der Versuch der Vermarktung als „Bauerwartungsland“.
So begann auch Waltraud Rinke von der Initiative „Marpe für alle“ mit dem Satz … Alle Jahre wieder … und vielleicht auch nicht zum letzten Mal ….. und schlug damit den Bogen zur letzten Veranstaltung im März 2020.
Grund für die Einladung zu diesem Spaziergang sei zum einen die Aufklärung über den rechtlichen Status der Flächen. Zum anderen sei es aber auch eine Einladung, gemeinsam die Schönheit der Landschaft der Marper Wiesen zu genießen und deren Bedeutung zu erfassen.
Immerhin handelt es sich bei der Marpe um eine der letzten großen, unverbauten Freiflächen in Wuppertal, die aufgrund ihrer Schönheit und ihrer ökologischen Bedeutung bereits seit vielen Jahren unter Landschafts- und Naturschutz stehen. So bieten beispielsweise natürliche Böden den besten Hochwasserschutz, da sie Wasser aufnehmen und auch wieder abgeben können.
Natürliche Böden funktionieren wie ein Schwamm, somit sei die Marpe eine Schwammfläche und schütze Heckinghausen vor Hochwasser. Nur mit derartigen Flächen könnten die Ziele einer „Schwammstadt“ erreicht werden. Auch für den Klimaschutz seien die Flächen hochwertig: Sie produzieren Kalt- und Frischluft und dienen als klimatische Ausgleichsflächen.
Dass die Marpe als Naturraum erhalten bleiben müsse, habe auch historische Gründe. Ralf Koch, Anwohner der Marpe in der 4. Generation, erläuterte zur Geschichte der Marpe, dass es sich um ehemalige bewaldete Feuchtflächen handelte, die im späten Mittelalter durch Rodungen in Flächen für die Viehzucht umgewandelt wurden. Bereits aus dieser Zeit gibt es Nachweise für eine kleinbäuerliche Nutzung.

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