(Lü.) Ein erstes kleines Jubiläum ist geschafft, denn bereits zum fünften Mal war das Ensemble „tanzt.jetzt“ rund um die künstlerische Leiterin Joy Kammin in Lüttringhausen unterwegs. Die Tänzer und Musiker sind von der ersten Performance an fast unverändert zusammen, was die Tänzerin Astrid Elisabeth Bramming so erklärt: „Joy hat eine einzigartige Art, mit den Tänzerinnen und Tänzern zu arbeiten. Sie lässt genug Raum für Improvisationen, legt manche Abschnitte aber sehr genau fest. Da sie selbst Tänzerin ist, versteht sie sehr gut, was ihre Mitstreiter brauchen und lieben.“
War in der Vergangenheit immer das ganze Dorf in einer Performance involviert, konzentrierte sich das Ensemble in diesem Jahr auf das Außengelände der Stiftung Tannenhof an der Remscheider Straße. Außerdem kooperierte das Teo Otto Theater mit Joy Kammin.
Die neunzigminütige Aufführung begann mit leeren Schubladen, auf denen getrommelt wurde und die später Requisiten für einen modernen Tanz darstellten. Weiter ging es zu den als Bücherzellen dienenden alten Telefonzellen. Hier kam neben exquisiten Bildern (Drei Frauen in einer Telefonzelle) auch Technik zum Einsatz. Eine Computerstimme äußerte sich zu unterschiedlichen Wahrheiten.
In der Anmeldung der Stiftung Tannenhof gestalteten Naomi Kamihigashi und Thomas Walschot das Missverständnis, das entsteht, wenn sich zwei Menschen in einer ungewohnten Situation begegnen. Die Bilder und Eindrücke der Aufführung sind zu vielfältig, um sie alle an dieser Stelle zu beschreiben.
Sehr besonders waren die Minuten, die die Tanzenden für die 35 interessierten Besuchenden in der Kirche gestalteten. Zu Musik von Maurice Ravel (gespielt von Christos Kalavitis) wurde ein in eine Plane gehüllter Mensch (Joy Kammin) mit zum Teil extrem langsamen Bewegungen befreit, die große körperliche Beherrschung erforderten. Als Celine Kammin begann zu lachen und begeisternde Rufe auszustoßen, begab sich das Spiel des Ensembles auf eine andere Ebene.
Auch der Abschluss im Helene-Härtel-Buchmann-Haus hatte es in sich: Zu extrem rhythmischer Latin-Musik wurde derart enthusiastisch getanzt (vor allem Lin Verleger), dass sich das Publikum nicht zurückhalten konnte, sich vehement mitbewegte und gleichsam für die Tanzenden tanzte.
Diese Mischung aus modernem Tanz, Musik, Rezitation und Schauspiel strahlt eine große Faszination aus, der man sich, verfügt man über offene Sinne, nicht entziehen kann. Schade, dass es wieder ein Jahr dauert, bis man dieses erstklassige Ensemble wieder in Lüttringhausen begrüßen darf.