(Ro./PK) Ein gern gesehener Gast in der Ronsdorfer Bücherstube ist Stefanie Jacobs. Die 1981 im thüringschen Bad Salzungen geborene Übersetzerin besticht nicht nur durch ihre Gabe der einfühlsamen und ausdruckstark zu bezeichnenden Übersetzungen, sondern auch durch ihre Nahbarkeit. So erzählt sie gerne und ohne Scheu von ihrer Arbeit, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.
Jacobs las aus dem Roman „Der Sommer, in dem alles begann“ der französischen Autorin Claire Léost, die 1976 in der Bretagne geboren wurde und heute in Paris lebt. Den Roman übersetzte Jacobs mit einem, wie sie sagte, geschätzten Kollegen, da ein anderer Auftrag dazwischenkam, der sich zuvor verzögert hatte. „Lassen Sie sich nicht von dem friedvollen Cover täuschen“, warnte Stefanie Jacobs die Besucher*innen in der ausverkauften Bücherstube und ebenfalls vor dem Klappentext, der zu viel verrate.
In der Tat entpuppt sich der Roman als weitaus dunkler und tragischer, als es das sommerliche Cover vermuten lässt. Hélène, Marguerite und Odette sind drei Frauen von unterschiedlicher Herkunft, Vergangenheit und unterschiedlichem Alter. Doch in einem bretonischen Dorf kreuzen sich ihre Wege und werden auf schicksalhafte Weise miteinander verknüpft.
In den von der Übersetzerin ausgewählten Textstellen kam gut die Kunst von Stefanie Jacobs zum Ausdruck. So etwa in dem Satz: „Die Kirche war voll wie ein Korb Nüsse“, in dem sie die Bereitschaft zeigte, die wörtliche Übersetzung einer im Deutschen nahen Begrifflichkeit vorzuziehen, da Letztere ihr weniger ausdrucksstark erschien.
Jacobs trifft häufig Rhythmus und Satzbau der zu übersetzenden Sprache, wie ihr Autor*innen bereits bescheinigten – ein großes Kompliment.
Darüber hinaus berichtet sie, dass man davon ausgehen kann, rund 100 Druckseiten pro Monat übersetzen zu können. Verlage seien nicht alle immer auf der seriösen Seite, erklärte Jacobs. „Wir, die Übersetzenden, sind zwar Vertragspartner, sitzen aber eindeutig am kürzeren Hebel.“ Sie selbst bekomme rund 20 Euro pro Seite. „Dann ist aber jede Druckseite mindestens viermal zur Überarbeitung durch meine Hände gegangen“, fügt sie an. Aber natürlich könne es vorkommen, dass sie Anfragen auch ablehne. „Das kann geschehen, wenn mir ein Thema nichts sagt oder die Sprache keine Bilder bei mir hinterlässt.“ Denn die Bilder, die beim Lesen entstehen, sind ihr wichtig, wie ihre Schilderungen des bretonischen Dorf mit seiner Atmosphäre, seinem Leben und Wetter eindrücklich beweisen.