KW15 | 13.04.2025

„Der Kakadu des Herrschers“

EFG-Theaterprojektkurs der Q2 brillierte

(Foto: Undine Loose)

(Ro.) „War sie die Erste, die ihren Kopf verloren hat, oder die Einzige, die ihn behalten hat?“, spricht eine Schauspielerin zum Ende des Stücks alleinstehend auf der Bühne so leicht dahin. Und erst im nächs­ten Moment ermessen die Zuschauenden die Tragweite dieses Satzes: Eine Gesellschaft, in der Freiheit nur für diejenigen funktioniert, die dafür ihr Leben hergeben. Makaber? Nein, immer aktuell, nie abgedroschen, aber sehr tiefsinnig und dabei so locker und virtuos gespielt, präsentieren die Schauspielerinnen und Schauspieler der Q2 unter der Regie von Benjamin Breutel ihr Stück „Der Kakadu des Herrschers“.
Ihre eigens für die Bühne entworfene Parabel greift Ideen und Gedanken von Eugène Ionesco und Arthur Schnitzler auf. Dabei gab es für die Zuschauenden ein Wechselbad der Gefühle: Eben erst musste man herzhaft lachen, um im nächsten Moment heftig zu schlucken, weil die gespielte Szene so schrecklich nah an der zurzeit erlebten gesellschaftlichen Situation war.
Mit viel Wortwitz und überzeugender Spielleistung zeigt das Stück, wie Manipulation, blinder Glaube und gesellschaftlicher Druck eine Realität erschaffen können, in der Wahrheiten unterdrückt und umgedeutet sowie unliebsame Kritiker*innen einfach zum Schweigen gebracht werden.
Beeindruckend lebensecht führten die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Schauspielkunst dem Publikum dabei vor Augen, wie Menschen sich in ihrer Gemeinschaft von Macht, Manipulation und Ideologie beeinflussen lassen, so dass eine Welt entsteht, in der die Bevölkerung einem vermeintlichen „Herrscher“ blind ergeben folgt.
Der „Herrscher“ wird als fast göttliche Figur verehrt, obwohl es keine direkten Beweise für seine Existenz gibt. Nachrichten über seine politischen Maßnahmen und populistische Entscheidungen werden über eine App verbreitet und in der Gesellschaft kritiklos hingenommen.
Als der ehemalige „Superfan“ des Herrschers Zweifel äußert, wird er von den Anhängern des Herrschers angefeindet und muss am Ende sein Leben lassen, um sich aus der Herrscher-Gesellschaft zu befreien.

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