(HB.) Der Bürgerverein Hochbarmen e.V. brachte am 5. Juli gemeinsam mit dem Barmer Bezirksbürgermeister Lücke eine neue Gedenktafel am letzten erhaltenen Gebäude des „Barmer Stadions“ an der Müngstener Straße an. Die Gedenktafel erinnert an die historische Bedeutung und bewegte Geschichte des unscheinbaren Gebäudes, das heute zum Gelände der Bereitschaftspolizei auf Lichtscheid gehört. Es handelt sich um das ehemalige Kassen- und Verwaltungshaus des „Barmer Stadions“, in dem einst bedeutende Sportveranstaltungen durchgeführt wurden. Auf dem heutigen Gelände der Bereitschaftspolizei eröffnete 1909 eine Radrennbahn, die der Dresdner Ingenieur Edmund Hellner entworfen hatte.
Das 190 Meter lange und 120 Meter breite „Velodrom“ zeichnete sich durch besonders steile Kurven aus und war nach neusten Erkenntnissen für die Bedürfnisse des Radrennsports errichtet worden.
1910 wurde hier der große Preis von Deutschland ausgefahren, 1911 die deutsche Steher-Meisterschaft ausgerichtet. Bei dieser Ausdauer-Radsportart fährt ein Radfahrer im Windschatten eines Motorradfahrers. 1912 folgte die Steher- Europameisterschaft.
Die Rennbahn war 400 m lang, fasste 12.000 Zuschauer und verfügte über 2.000 überdachte Sitzplätze.
Herbststürme beschädigten das Velodrom 1916 stark. Erst 1922 wurde das nötige Geld für die Instandsetzung aufgebracht, in deren Zuge ein Mehrzweckstadion entstand. Fortan nannte man das Velodrom „Barmer Stadion“.
Das Stadion war von Linden umgeben, die auf den aufgeschütteten Wällen wuchsen.
In den 1920er Jahren fanden hier Fußballspiele, Reitturniere, Turnwettkämpfe und Reichsjugendspiele statt. Im Winter diente es als Eislaufbahn. Doch nachdem 1924 das Elberfelder Stadion am Zoo eröffnet wurde, verlor das Barmer Stadion nach und nach an Bedeutung.
Die Stadt sah sich nach neuen Einsatzmöglichkeiten um und fand sie in der Nutzung als Sportstätte für die Polizeikaserne. Noch im Oktober 1930 spielte hier allerdings Schalke 04 gegen den 1. FC Wuppertal.
Die wohl größte Nutzung hatte jedoch nichts mit Sport zu tun: Die KPD hielt hier am 22. Juni 1946 in Hochbarmen eine politische Großveranstaltung ab. Statt der von der Britischen Verwaltung genehmigten 20.000 Teilnehmer kamen über 50.000 bis 70.000. Daraufhin wurden solche Veranstaltungen nicht mehr genehmigt.
1949 übernahm die Stadt Wuppertal wieder die Verwaltung des Stadions. Das Sportamt prüfte eine erneute Instandsetzung für sportliche Großveranstaltungen.
Für 120.000 DM sollte ein Stadion mit 16.200 Plätzen entstehen. Doch daraus wurde nichts. 1952 verkaufte die Stadt das Gelände für 400.000 DM an das Land Nordrhein-Westfalen. Seitdem ist hier ein Standort der Bereitschaftspolizei.
„An die Geschichte in Hochbarmen zu erinnern, ist eine wichtige Aufgabe des Bürgervereins.“, erläutert Stefan Vassilikos, erster Vorsitzender des Bürgervereins Hochbarmen e.V.. „Darum gab es hier bereits früher eine Gedenktafel, die aber durch Ausbleichen nicht mehr lesbar war. Wir freuen uns, dass wir heute eine neue Tafel anbringen können.“