(Ro./PK) Im Rahmen einer kleinen Lesereise stellte der aus Bad Segeberg stammende und in Bremen lebende Autor Jörg Isermeyer seinen aktuellen Roman „Egal war gestern“ Schülerinnen und Schülern der Erich-Fried-Gesamtschule vor. Im Roman geht es um die sogenannten sozialen Netzwerke, um Hasskommentare und um rechtes Gedankengut. Isermeyer las für die 7. Klassen in der Schule. Später um 11.00 Uhr war er in der Stadtteilbibliothek und las dort für die 8. Klassen.
Finn und sein Freund Lennard sind in ihrer Schule wohl bekannt, ihre auf den Social Media Kanälen geposteten witzigen Beiträge sind beliebt. Um die Zahl ihrer Follower zu erhöhen und so berühmt zu werden, schließen sich die beiden mit Sam zusammen, die eigentlich Tamara heißt und angolanische Wurzeln hat. Die Idee funktioniert auch – nur anders, als es sich die beiden Jungs vorgestellt haben. Ein Shitstorm bricht über Finn und Lennard herein, weil man Sams Beiträge geliked hat.
Erschwerdend kommt hinzu, dass Finns Vater Lehrer an der Schule ist, die Finn besucht. Dieser stellt fest, dass rassistische und demokratiefeindliche Äußerungen an der Schule salonfähig werden. Als ein rechtspopulistischer Kandidat (der einer von Isermeyer erfundenen Partei namens WIR – Wähler im Recht – angehört, deren Vorbild jedoch allseits bekannt ist) für das Amt des Bürgermeisters kandidiert (und gewinnt) verselbständigt sich das dramatische Geschehen rasch.
Isermeyer schildert eindrucksvoll, wie schnell die Hölle über eine Familie hereinbrechen kann, nur weil man einmal im falschen Moment gelacht hat. Am Haus von Finns Familie tauchen Hakenkreuze auf, der Garten wird verwüstet, die Familie denkt darüber nach, die Stadt zu verlassen.
Einer der (traurigen) Höhepunkte ist erreicht, als vier mit Baseballschlägern bewaffete junge Rechte im Hockeyverein auftauchen, um Finn dort „zu bestrafen“. „Eben echte deutsche Kerle, die sogar Kinder verprügeln können, wenn sie ihre Baseballschläger dabei haben.“
Im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern sagte der Autor, dass jeder Vierte schon einmal Erfahrungrn mit Hasskommentaren gesammelt habe. „Das Thema wird aber oft verschwiegen“, wusste Isermeyer. Und er fügte voller Herzblut hinzu: „Rassismus ist ein großes Problem. Ich finde die gesamte rechte Ideologie Kacke.“
Dass er bei den Schülerinnen und Schülern damit auf offene Ohren traf, bewies der Andrang nach der Lesung. Fast alle holten sich ein Autogramm des Schriftstellers für ihr Buchexemplar.
KW04 | 25.01.2025
Auswirkungen von Social Media
Jörg Isermeyer und sein Roman „Egal war gestern“
