KW37 | 15.09.2024

Ambivalentes Thema

Rita Witt vom Hospiz „Lebenszeiten“ über das Sterben

Rita Witt hatte sich beim „Gespräch“ ein schwieriges Thema vorgenommen. (Foto: PK)

(PK) Sie wisse, dass das Thema ambivalent sei, sagte Rita Witt, Koordinatorin des Wuppertaler Hospizes „Lebenszeiten“, direkt zum Beginn ihres Vortrages, der unter dem Motto „Sterben – wie geht das?“ stand. Sie dankte den rund 20 Besuchenden der Veranstaltung „Das Gespräch“ im Gemeinderaum der katholischen Kirche St. Joseph deshalb besonders.
Rita Witt zeigte das, was sich im menschlichen Körper unmittelbar vor dem Tod abspielt, in einem kleinen Film. Nachdem die Gäste einmal tief durchgeatmet hatten, berichtete die gelernte Krankenschwes­ter mit Fachweiterbildung Palliative Care über den Ansatz, den die schweizerische Psychotherapeutin und Autorin Monika Renz verfolge. In ihrem Sachbuch „Hinübergehen – Was beim Sterben geschieht“ hatte sich Renz eindrücklich mit dem Thema beschäftigt. Sie teilt den Sterbeprozess in drei Punkte auf: Davor, Hindurch und Danach. Die Autorin schildert, wie sich Körper und Geist des sterbenden Menschen verändern und wie man als anwesende Person den Übergang erleichtern kann.
Im Davor ist ein Ich-Verlust zu verzeichnen, ein Ohnmachtsgefühl macht sich breit, allerdings auch ein seelischer Heilungs- und Reifeprozess, der dazu führt, das man sich mit Menschen, die man womöglich verletzt hat, aussöhnen möchte. Im Davor beginnt auch die palliative Versorgung.
Im Hindurch nähert man sich dem Tod an, wobei sich die Wahrnehmungen und das Bewusstsein verändern. Die Sinne schwinden einer nach dem anderen, das Hören bleibt bis zum Schluss. Handmassage, Aromatherapie und palliative Mundpflege helfen den Sterbenden.
Im Danach ist die Bewusstseinsveränderung abgeschlossen, Empfindungen wie Freiheit, Ruhe und Liebe, frei von Gier und Zwang, machen sich breit, bevor der Körper (erst das Herz, als letztes das Gehirn) die Arbeit einstellt.
„Wenn man den Menschen ganzheitlich betrachtet“, sagt Rita Witt, „dann geht es in diesem Thema eigentlich um das Leben und nicht um den Tod.“
Die interessierten Besuchenden waren sehr angetan von diesem Vortrag und beteiligten sich rege – unter anderem mit persönlichen Erlebnissen – an der abschließenden Gesprächsrunde.
Beim nächsten Gespräch am 8. Oktober geht es um Fake-News und was das Internet damit zu tun hat.

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