(Lü./LMP) Der Lüttringhauser Heimatbund hatte am Donnerstag wieder einmal zu der beliebten Veranstaltung „Töttern mit…“ in den CVJM-Saal an der Gerstenbachstraße eingeladen. Diesmal ging es um die am 14. September in Remscheid anstehende Wahl für das Amt des Oberbürgermeisters bzw. der Oberbürgermeisterin und rund 100 Interessierte hatten sich eingefunden. Auf dem Podium versammelten sich neben Moderator Thorsten Greuling die Kandidatin Bettina Stamm, die für die Wählergruppe „Echt Remscheid“ antritt sowie die Kandidaten Sven Wolff (SPD), Markus Kötter (CDU), David Schichel (Bündnis 90/Die Grünen), Sven Chudzinski (FDP) und Colin Cyrus (Die Linke).
Thorsten Greuling, der als Beiratsvorsitzender des Heimatbundes die Moderation übernommen hatte, machte seine Arbeit gut – auch wenn die sechs Beteiligten in den gut zwei Stunden kaum alle zu jedem Thema zu Wort kommen konnten. Mit seiner Abschlussfrage wusste er die Kandidatin und die Kandidaten noch einmal zu „kitzeln“: „Wenn Sie gewählt würden und direkt noch am Wahlabend das erste, für Sie drängendste Problem sofort lösen könnten, was wäre das?“
Sven Chudzinski (FDP) antwortete darauf, dass er das Thema „Gewerbe- und Wohnbauflächen“ angehen würde. Sven Wolff (SPD) erklärte, sofort eine geeignete Fläche für den Bau einer weiteren Gesamtschule suchen zu wollen. Markus Kötter (CDU) würde sich umgehend mit der Bildungsbau-Gesellschaft der Stadt in Verbindung setzen, um die maroden Bauzustände der Remscheider Schulen anzugehen. David Schichel (Grüne) würde sich das Projekt „Kita-Campus Burger Straße“ vornehmen, wo gerade 180 Kita-Plätze geplant werden und dieses Konzept weiterentwickeln wollen. Colin Cyrus (Linke) würde als erstes eine „Wohnraum-Offensive“ starten, weil ihm die Wohnungsfrage als Wichtigstes erscheint. Und Bettina Stamm (Echt Remscheid) würde die Suche nach geeigneten Kita-Flächen angehen, um dem Druck durch den bevorstehenden Rechtsanspruch begegnen zu können.
Wenn die Prioritäten also über die Parteien hinweg hier und da unterschiedlich gesetzt werden, waren sich die Teilnehmenden auf dem Podium über die grundsätzlichen Herausforderungen durchaus einig – den Umgang mit der schwierigen Haushaltslage der Stadt, das Thema „Bezahlbares Wohnen“, die Wirtschaftsförderung und das Thema „Bildung“ haben alle auf ihrem politischen Schirm.
Einzelne Kontroversen zeigten sich beim Umgang mit der Baufläche „Am Schützenplatz“ in Lüttringhausen – Wolff und Schichel verteidigten weiterhin die bisherige Vorgabe der Stadt, die dortigen Baugrundstücke als Erbpachtmodell vermitteln zu wollen und sehen darin auch – nachdem sich die Zinssituation wieder entspannt hat – die Zukunft. Kötter und Stamm erklärten wiederum, dass die fehlenden Bewerbungen zeigten, dass dieses System nicht funktioniere. Chudzinski schob das auf die Vorgabe, ausschließlich „Doppelhaushälften“ angeboten zu haben. Beim Umgang mit „Schrottimmobilien“ zeigten sich die Kandidaten wiederum weitestgehend einig: Der Druck auf Investoren müsse hier seitens der Verwaltung verstärkt werden und günstige Fördermöglichkeiten vermittelt werden.
Hier und da kamen die explizit für Lüttringhausen spannenden Themen etwas zu kurz. Der Umgang mit der Sportanlage „Klausen“ bildete an dem Abend eine der Ausnahmen. Einigkeit herrschte darin, dass die für Klausen bewilligten Mittel dort auch wirklich eingesetzt würden, um eine ertüchtigte Sport- und Freizeitanlage zu schaffen. Allerdings legte hier insbesondere Colin Cyrus den Finger in die Wunde, dass der 1. FC Klausen auch daran gescheitert sei, dass das Gelände „zu weit vom Schuss“ wäre und dies auch für zukünftige Projekte der Fall sein könne.
An der einen oder anderen Stelle hätte man sich von der Moderation gewünscht, bei unterschiedlichen Ansichten noch einmal nachzuhaken – denn die gab es durchaus. So erklärte Markus Kötter, dass man zur Verbesserung der Haushaltslage „die 720 Tausend Euro“, die für „mobile Bäume im Stadtgebiet“ eingeplant worden seien, einsparen könne, weil sie zur Verbesserung des Klimaschutzes sowieso wenig beitrügen und nur „Dekoration“ seien. David Schichel hielt dagegen, dass dieser Betrag bei einem Haushaltsvolumen von 400 Millionen Euro pro Jahr kaum ins Gewicht falle. Zu Sven Wolffs Wunsch nach einer weiteren Gesamtschule, konterte Markus Kötter, andere Schulformen nicht vernachlässigen zu wollen. Auch hier wäre eine tiefergehende Diskussion spannend geworden.
Einigkeit herrschte wiederum darüber, dass man die Stadt – nachdem nun zwei Drittel der Altschulden vom Land übernommen worden sind – nicht „kaputtsparen“ dürfe, sondern weiterhin Investitionen tätigen müsse: in Bildung, Wohnungsbau und Wirtschaft.
Insgesamt zeigte sich, dass diese „Tötter“-Abende des Heimatbundes eine interessante Informationsquelle für die interessierte Bevölkerung des Stadtteils sein können. Auch bei der weiteren Diskussion um die Zukunft der „Sportanlage Klausen“, bei der eine Bürgerbeteiligung von allen Parteien gewünscht wird, wäre ein solcher Abend sicherlich spannend.
KW36 | 07.09.2025
„Töttern“ über die OB-Wahl
