KW34 | 24.08.2025

Bei den Wikingerpferden von Ronsdorf

Der Isländer-Hof Huppertsberg auf der Friedrichshöhe

Jette Huppertsberg mit dem Wallach „Buski“ – die gelernte Pferdewirtin gibt auch Reitunterricht. (Foto: LMP)

(Ro./LMP) Eine leichte Brise streicht über die saftig grüne Weide, auf der friedlich eine Herde Ponys grast. Es sind Islandpferde und sie fühlen sich sichtlich wohl in dieser weiten sanfthügeligen Landschaft, die von Geysiren … nein, halt – Geysire gibt es hier nicht. Wir sind nicht in Island. Im Gegenteil, Reykjavik ist gut 2.000 Kilometer Luftlinie entfernt. Dafür ist wiederum das Stadtzentrum von Ronsdorf in nur vier Autominuten erreichbar. Wir befinden uns auf dem Isländer-Hof der Familie Huppertsberg auf der Friedrichshöhe in Wuppertal.
Die Geschichte des Hofs reicht zurück bis ins 18. Jahrhundert – damals errichtete die Familie Friedrichs hier ihr Domizil auf der später nach ihr benannten Höhe über Ronsdorf. „Mein Urgroßvater hat diesen Teil des Hofes 1904 übernommen“, erzählt Britta Huppertsberg, die selbst eine geborene Friedrichs ist. Damals handelte es sich noch um einen klassischen Bauernhof, mit Viehhaltung und Milchkühen. Doch rund 100 Jahre später lohnte sich dieses Geschäft nicht mehr. Landwirtschaft wird hier aber noch immer betrieben – mit der Produktion von Heu und Heulage.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich dann noch eine weitere Einnahmequelle auf dem Hof von Andre und Britta Huppertsberg – sie eröffneten eine Pferdepension und spezialisierten sich bald auf Islandponys. 2010 kamen die ersten beiden Isländer auf den Hof: „Mit ihm hat alles angefangen“, sagt Jette Huppertsberg, die Tochter des Hauses, und streichelt liebevoll über die Mähne von „Buski“, einem 29 Jahre alten Wallach. Heute leben 25 „Isis“ auf dem Hof. Sie alle haben Namen, die wie Gestalten aus alten Wikinger-Sagas klingen: „Sólfari“, „Draumur“ oder „Vikingur“. „Islandponys müssen immer einen isländischen Namen bekommen“, erklärt Jette, die eine Ausbildung als Pferdewirtin abgeschlossen hat und auf dem Hof für den Beritt zuständig ist und Reitunterricht gibt. Und auch sonst sind die Regeln streng, was die robus­ten Tiere aus dem hohen Norden angeht: „Wenn ein Islandpferd die Insel verlässt, darf es nie wieder zurückkommen.“ – damit will der nordeuropäische Staat das Einschleppen von Seuchen verhindern. Die Einfuhr anderer Pferde ist ebenfalls gesetzlich verboten. Auch die Haltung von Isländern unterscheidet sich gegenüber anderen Pferden – sie bleiben das ganze Jahr über draußen in der Herde und benötigen keine Boxen und Ställe. Kürzlich wurde das erste Fohlen auf dem Huppertsberg-Hof geboren – die Stute „Djásn“ war zuvor extern von einem Hengst gedeckt worden. Jungtiere laufen vier bis fünf Jahre in der Herde mit und werden „betüddelt“, wie Jette Huppertsberg erklärt: „Dadurch bekommen die Pferde ein gutes Sozialverhalten. Erst danach fängt man damit an, sie einzureiten.“ Isländer zeichnen sich dabei durch ihr ruhiges und sanftes Gemüt aus. „Es gibt sie in allen Farben, außer Tigerschecken“, weiß Jette. Den Aalstrich aber, jenen schwarzen Streifen auf Mähne und Rücken, den man zum Beispiel von Norweger-Pferden kennt, findet man bei Isländern nur bei den Falben.
Die Isländer sind nicht nur eine der ältesten Pferderassen überhaupt, sie sind auch die einzigen Pferde, für die es eigene Turniere gibt. Hier geht es zum großen Teil um die Bewertung der einzelnen Gänge, denn genetisch bedingt beherrschen die „Isis“ – über Schritt, Trab und Galopp hinaus – noch zwei weitere Gangarten: Tölt und Pass. Wer bei Jette Huppertsberg Reitunterricht nehmen möchte, muss zuvor Kontakt mit einem der Besitzer aufnehmen, die ihre Isländer auf dem Hof eingestellt haben – eigene Schulpferde hat sie nicht dort oben auf der Friedrichshöhe, wo ein Hauch von „Island“ durch das Bergische weht.

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