KW47 | 26.11.2023

Überzeugungsarbeit soll bei der Umsetzung helfen

Bezirksvertretung setzt bei Fahrradstraße An der Blutfinke auf Dialog

Die Tönniesstraße in Langerfeld könnte zum Vorbild einer Fahrradstraße auch in Ronsdorf werden. (Foto: AS)

(Ro./AS) Der Wunsch, den Radverkehr in Ronsdorf attraktiver zu machen, beschäftigt die Mitglieder der Bezirksvertretung (BV) schon seit geraumer Zeit. Parteienübergreifend macht man sich für einen Ausbau des Radwegenetzes in und um Ronsdorf herum Gedanken. Man diskutiert teils emotional über die Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr und fordert – wie aktuell am Ronsdorfer Bahnhof– adäquate Abstellmöglichkeiten für Fahrräder.
Da passt die Idee einer Arbeitsgruppe an der Gesamtschule gut ins Konzept, aus der Straße An der Blutfinke eine Fahrradstraße machen zu wollen.
Am Dienstagabend waren zwei Vertreterinnen des Verkehrsressorts der Stadt Wuppertal nach Ronsdorf gekommen, um die Stadtteilparlamentarier und Stadtteilparlamentarierinnen über die Ziele und Möglichkeiten einer solchen Fahrradstraße aufzuklären. „Ziel einer Fahrradstraße ist es immer auch, den Radverkehr zu fördern“, stellte Daniela Kranz, Verkehrsingenieurin für Radverkehrsplanung, klar. Bereits im Jahr 2019 habe man die Blutfinke als Ergänzungsstrecke in nördlicher und südlicher Richtung ins Radverkehrskonzept der Stadt aufgenommen.
Norina Peinelt stellte Leitlinien vor, die verdeutlichen sollen, ob eine Straße generell geeignet ist, zur Fahrradstraße umgewandelt zu werden. „Eine solche Straße ist Radfahrenden vorbehalten“, betont Peinelt. Einige der Voraussetzungen seien, dass die Straße sich in einem Erschließungsnetz befinde, dass die wichtig für das bestehende Radwegenetz sei, dass es möglichst wenig ruhenden Verkehr entlang der Straße gebe, dass möglichst nicht mehr als zwei Busse pro Stunde in dieser Straße unterwegs seien und die Straße von nicht wesentlich mehr als 2.500 Kraftfahrzeugen pro Tag genutzt werde. Die beiden letzten Punkte könnten schon ein Ausschlusskriterium sein, denn sowohl der Bus- als auch der motorisierte Individualverkehr liegen mit heutigem Stand deutlich höher. Genaueres müsse aber eine Verkehrszählung, die für Frühjahr 2024 geplant ist, ergeben, denn auch Großveranstaltungen in der Sporthalle tragen erfahrungsgemäß zu mehr Autoverkehr bei. Da die Fahrbahnbreite fünf Meter betragen soll, muss auch geprüft werden, ob und inwiefern Parkraum entlang der Straße wegfallen wird.
„In der Neuen Friedrichstraße in Elberfeld wurden mit der Umwidmung zur Fahrradstraße gut zwei Drittel der Parkfläche gestrichen“, berichtet Norina Peinelt. Das habe anfangs von den Anwohnenden einen „ziemlichen Shitstorm“ gegeben, aber mittlerweile habe sich die Lage beruhigt. Für die Blutfinke wäre aber ein eingeschränktes Halteverbot denkbar.
Dennoch sei in einer Fahrradstraße der Durchgangsverkehr zu vermeiden – der Verkehr durch Anwohnerinnen und Anwohner sei per Zusatzschild aber erlaubt. Wichtig sei, dass der Radverkehr an Einmündungen und Kreuzungen bevorzugt sei, um einen zügigen Verkehrsfluss zu ermöglichen.
Die Umwidmung der Straße brächte wohl auch viele Vorteile für alle mit, stellt Sabina Beckmann von der Ronsdorfer SPD-Fraktion klar: „Es wird für alle Menschen, die entlang der Straße wohnen, ruhiger.“ Die Blutfinke sei zudem prädestiniert als Fahrradstraße.
Daniela Kranz führte als mus­tergültiges Beispiel noch die Tönniesstraße in Langerfeld an – dort habe man in Politik und Nachbarschaft gemeinsam den Entschluss gefasst.
Gleiches gelte auch für Ronsdorf: Man müsse Überzeugungsarbeit leisten, findet Claudia Schmidt von den Grünen abschließend.

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